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Klimapodium

„Ja, wir sind noch zu retten“

Michael RänkerDas Klimapodium der Evangelischen Kirchengemeinde Birkenau im Gemeindehaus war gut besucht.

Beim Klimapodium der Evangelischen Kirchengemeinde Birkenau mit dem Titel „Sind wir noch zu retten?“ waren die Teilnehmer sich einig in der Hoffnung, dass es noch einen gemeinsamen Weg aus der Klimakatastrophe geben kann: „Ja, wir sind noch zu retten!“

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„Ja, wir sind noch zu retten!“ Die Antwort der vier Gesprächspartner, die jetzt bei einer Podiumsveranstaltung der Evangelischen Kirchengemeinde Birkenau unter der Fragestellung „Sind wir noch zu retten?“ aufeinandertrafen, fiel eindeutig aus: Sabine Allmenröder, Hannah Ferber, Arno Kreh und Gregor Mitsch eint die Hoffnung darauf, dass es noch einen „gemeinsamen Weg aus der Klimakatastrophe“ – so der Untertitel der Veranstaltung – geben kann.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Pfarrer Dieter Wendorff, an dessen Evangelische Kirchengemeinde Birkenau kürzlich die Bitte einer Klimaschutzgruppe herangetragen worden war, im Gemeindehaus eine Motivations-Veranstaltung durchführen zu dürfen. Der Kirchenvorstand hatte daraufhin entschieden: „Viel interessanter ist doch eine Gegenüberstellung verschiedener Haltungen und Perspektiven.“ Von vornherein ausgeklammert wurde allerdings eine Debatte über die Frage, „ob es eine menschengemachte Klimakatastrophe überhaupt gibt“, stellte Moderator Wendorff zu Beginn unmissverständlich klar, was an diesem Abend allgemeiner und nicht anzuzweifelnder Konsens sein wird.

„Wenn ich keine Hoffnung hätte, dann würde ich jetzt nicht hier stehen“, sprach Hannah Ferber das aus, was auch ihre Mitdiskutanten in einer ersten Statement-Runde betonten – die stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Jugendvertretung im Dekanat Bergstraße und Jugenddelegierte in der Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau engagiert sich als Mitglied im Organisationsteam von „Fridays for Future“ an der Bergstraße für den Klimaschutz. Trotzdem sei auch sie „sehr besorgt“, ob es am Ende tatsächlich noch gelingen wird, zumindest die schlimmsten Prognosen der in Teilen ja schon Realität gewordenen Klimakatastrophe abzuwenden.

„Besorgt bis verzweifelt“ ist Gregor Mitsch, Mitglied der Klima-Aktivistengruppe „Letzte Generation“, die durch spektakuläre Aktionen von sich reden macht. Zugleich sei er aber auch „hoffnungsvoll“, dass man das „Ruder noch herumreißen kann“: „Wir haben noch eine Chance - sonst wäre ich auch nicht aktiv.“

Sabine Allmenröder, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Dekanats Bergstraße, will die Hoffnung auf eine „Kehrtwende“ ebenfalls nicht aufgeben, dabei sympathisiert sie auch mit der „Letzten Generation“. Angesichts der Coronavirus-Pandemie und in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine sei die Klimakatastrophe „in der Versenkung verschwunden“: „Wir müssen das Thema aber in der Diskussion halten“. Dabei sei allerdings „Gewaltfreiheit das oberste Gebot“.

„Besorgt und hoffnungsvoll zugleich“ ist auch Arno Kreh, Pfarrer und Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, der sich mit seinen Mitdiskutanten ebenfalls einig in der Auffassung ist: „Die maßgeblichen Akteure – allen voran die Politik – müssen endlich mehr tun.“ Dazu brauche es sicher auch „den Druck von der Straße, aber ohne die Mittel der ,Letzten Generation‘.“ Die „LG“-Aktivisten als Terroristen zu bezeichnen, „das ist absurd“. Dass dies aber vor allem aus der bürgerlichen Mitte heraus immer wieder so geschehe, belege doch, wie kontraproduktiv das Vorgehen der „LG“ für den Klimaschutz sei:

„Was im Sinne des Klimaschutzes und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse entschieden werden muss, das muss in den Parlamenten geschehen“ – und eben dazu sei es unverzichtbar, so Kreh, „die bürgerliche Mitte zu überzeugen und mitzunehmen“. Die spektakulären Aktionen der „Letzten Generation“ böten der bürgerlichen Mitte aber immer wieder die Möglichkeit, „Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen, um nicht mehr über das tatsächliche Thema reden zu müssen“.

Mit Blick auf die Rolle der Kirche merkte Dekan Arno Kreh an: „Wir sollten nicht so tun, als ob das Thema Klimawandel ein Thema der letzten drei Jahre ist.“ Mindestens seit den 1970er-Jahren weise die Kirche in ihrer Verantwortung für „die Bewahrung der Schöpfung“ auf die Risiken hin, „die grenzenloses Wirtschaftswachstum“ mit sich bringe. Dabei habe die Kirche eine „weltweite Perspektive“ auf die Not der Menschen, während die Politik mit der staatlichen Entwicklungshilfe des Öfteren eher auf Wirtschaftsförderung ausgerichtet sei.

Kreh appellierte an die Bereitschaft jedes Einzelnen zum Verzicht – „das muss nichts Schlechtes sein, zumal wenn man so ein wichtiges Ziel wie den Klimaschutz vor Augen hat“ – und an den Ideenreichtum der Gemeinden. So böte beispielsweise eine überarbeitete Denkmalschutzrichtlinie mittlerweile die Möglichkeit, auch auf entsprechenden Kirchengebäuden Fotovoltaik zu installieren.

Unterstützung bei solchen Projekten gibt es übrigens von Sabine Allmenröder im Heppenheimer Haus der Kirche. Sie berät Gemeinden beispielsweise zu Fragen der Biodiversität auf Kirchenflächen oder über den Umweltmanagement-Prozess „Grüner Hahn“. Auch zu Themen wie Energiemission, Zukunft im ländlichen Raum oder gerechter Handel gibt es bei der Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung Information oder Prozessbegleitung. Entsprechende Themen-Einheiten für den Konfirmanden- oder Religionsunterricht können bei ihr gebucht sowie thematische Gottesdienste verabredet werden.

Hannah Ferber, Sabine Allmenröder und Gregor Mitsch wünschen sich überdies von der Kirche, dass sich Gemeindemitglieder und Gemeinden sicht- und hörbar mit den Zielen der Klimaschutzaktivisten solidarisieren. Zudem sollten die kirchlichen Strukturen für den Informationsaustausch und die Debatte über den Klimaschutz genutzt werden – ein gutes Vorbild eben dafür sei die Veranstaltung „Sind wir noch zu retten?“ gewesen, waren die Diskutanten sich am Ende einig.

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