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„Holocaust-Gedenktag“

„Überall und offensiv für Demokratie und Menschenrechte eintreten“

Michael RänkerDie GEW Bergstraße hatte auch im Jahr 2023 zu einer Veranstaltung aus Anlass des "Holocaust-Gedenktages" an das "Stolperstein"-Mahnmal in der Bensheimer Fußgängerzone eingeladen.

Bei der Veranstaltung der GEW Bergstraße aus Anlass des „Holocaust-Gedenktages“ in Bensheim am „Stolperstein“-Mahnmal forderte Pfarrer Arno Kreh, Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, gemeinsam mit den anderen Rednern angesichts eines erstarkenden Antisemitismus zu mehr Zivilcourage auf.

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Ohne Zweifel: Das Wachhalten der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus darf nie enden, der von den Vereinten Nationen auf den 27. Januar festgelegte „Holocaust-Gedenktag“ gibt alljährlich Gelegenheit dazu. „Erinnerung kann jedoch nur der Ausgangspunkt sein“, so Pfarrer Arno Kreh am Freitagnachmittag bei der Gedenkveranstaltung, zu der die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Kreisverband Bergstraße, nach Bensheim an das „Stolperstein“-Mahnmal in der Fußgängerzone beim Bürgerbüro eingeladen hatte.

Der Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße stellte – wie auch die anderen Redner – den Aufruf zu mehr Zivilcourage in den Mittelpunkt seiner Ansprache: „Wichtig ist, dass wir die Herausforderung erkennen, vor denen unsere Gesellschaft heute steht.“ Angesichts eines erstarkenden Antisemitismus sei jeder ganz persönlich gefordert, „überall und offensiv - in der Öffentlichkeit wie auch in der Familie und im Freundeskreis - für die Demokratie und die Menschenrechte einzutreten“.

Kreh: „Wir müssen aktiv dafür werben, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.“ Die Wahrung der Menschenrechte sei schließlich keine Selbstverständlichkeit. Vor allem die sogenannten „Sozialen Netzwerke“ dürften keine rechtsfreien Räume sein, wo Hass und Hysterie ungeahndet bleiben, so Kreh, der dazu aufforderte, „unterschiedliche Meinungen im Dialog auszutragen“.

Für die Initiative „Vielfalt. Jetzt!“ sprach am „Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ in Bensheim Manfred Forell, der an das Leben und Wirken von Fritz Bauer (1903 – 1968) erinnerte. Dass das Land Hessen den Juristen, der sich als Generalstaatsanwalt in den Fünfziger- und Sechzigerjahren für die Verfolgung von NS-Verbrechen eingesetzt hat, vor wenigen Wochen posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille gewürdigt hat, das wertete Forell als „Hoffnungszeichen“. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein ehrte den Ankläger des Frankfurter Auschwitz-Prozesses mit der höchsten Auszeichnung des Landes, „weil er sich Zeit seines Lebens dafür eingesetzt hat, die Ideologie des NS-Regimes zu enttarnen“.

Aus Fritz Bauers Engagement leitete Manfred Forell „Auftrag und Verpflichtung“ für jedermann in Gegenwart und Zukunft ab: Weil die „Gefahr von rechts“ real sei und sich rechtes Gedankengut „in der Mitte der Gesellschaft“ breit mache, müsse dem Beispiel Bauers folgend jeder genau hinsehen und Stellung dagegen beziehen. Fritz Bauer habe gezeigt, dass es sich bei den Tätern in der NS-Zeit nicht „um kleine Rädchen“ gehandelt habe, „sondern um konkrete Menschen“ und „konkrete Taten“. Weil Bauer das benannt habe, sei er angefeindet worden, habe aber in seinem Tun nicht nachgelassen.

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) nahmen Horst Raupp, Gewerkschaftssekretär des DGB-Bezirks Südhessen, sowie Günther Schmidl, Vorsitzender des DGB-Ortsverbands Bensheim, an der GEW-Veranstaltung am „Holocaust-Gedenktag“ teil. Auch Raupp rief zu mehr Zivilcourage auf, wenngleich „es nicht immer angenehm ist, eindeutig Position zu beziehen“. Raupp: „Aber Demokratie ist eben nicht nur eine Staatsform, sondern Demokratie ist eine Haltung – und diese Haltung muss im Alltag gelebt werden.“ Der Faschismus indessen sei „keine Meinung“, sondern „ein Verbrechen“. Günther Schmidl wiederum sah im „Nachdenken über die Vergangenheit“ die Chance, „Orientierung für die Zukunft“ zu erhalten.

Bevor Holger Giebel, Kreisvorsitzender der GEW Bergstraße, als Veranstalter das Schlusswort sprach, rückte Peter E. Kalb, Vorsitzender des Bensheimer Vereins „Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger“, das Schicksal einer Opfergruppe im sogenannten „Dritten Reich“ in den Mittelpunkt, „die häufig vergessen wird“: die Sinti und Roma. Vor 80 Jahren – am 26. Februar 1943 – wurde im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ein Lager für die aus den Sammellagern deportierten „Zigeuner“ eingerichtet. 23.000 Frauen, Männer und Kinder waren dort registriert - lediglich 3000 überwiegend männliche Inhaftierte überlebten Auschwitz.

Der Bergsträßer GEW-Vorsitzende Holger Giebel dankte für die „gute Resonanz“ auf die Einladung seiner Gewerkschaft zu der Veranstaltung aus Anlass des „Holocaust-Gedenktags“ und prangerte das „Schwarz-Weiß-Denken an – das Einordnen von Menschen und Meinungen „in Schubladen“ habe bedauerlicherweise „wieder Hochkonjunktur“, dabei sei so eine „vereinfacht gedachte Welt“ absolut „demokratiefeindlich“. Er selbst beispielsweise fühle sich als Gewerkschafter dem Pazifismus verpflichtet, müsse sich aber mit dieser Haltung vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs als „Putin-Versteher“ abqualifizieren lassen. Giebel forderte dazu auf, „sich auch selbst zu betrachten, um nicht ebenfalls in die Falle des Schwarz-Weiß-Denkens zu tappen“. Angesichts des zunehmenden Rechtsradikalismus und der Übergriffe heiße es „klare Kante zu zeigen und deutliche Worte zu finden“.

Die GEW-Veranstaltung, an der auch die Bensheimer Bürgermeisterin Christine Klein teilnahm, endete mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. An dem im Jahre 1995 von dem Künstler Rainer Negrelli geschaffenen „Stolperstein“ in der Stadtmitte hatte Holger Giebel im Namen der GEW Bergstraße zu Beginn der Feierstunde einen Kranz niedergelegt.

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