
Gossner und der Friede
Von Dirk Römer
Es heißt ja immer, die Evangelischen hätten keine Heiligen, aber einen kenne ich, dem ich sein Heiligsein nicht absprechen möchte. Er wird in diesen Tagen 250 Jahre alt. Also natürlich, wir gedenken in diesen Tagen seiner Geburt, am 14. Dezember 1773. Ich bin ihm im Jahre 1977 in Afrika begegnet. Oder seien wir ehrlich: Nicht ihm persönlich, sondern Frauen und Männern, die in seinem Namen in Sambia in der Nähe des Kariba-Staudammes Landwirtschaft betrieben und nach Wasser bohrten. Zu einem, der damals mit dabei war, haben meine Frau und ich noch heute Kontakt.
Nun, der Jubilar heißt Johannes Evangelista Gossner. Günzburg an der Donau ist seine Heimat. Der katholische Christ wurde Religionslehrer in Düsseldorf. Dort tat er nicht gut. In der Fremde wurde man auf den Unbeugsamen aufmerksam. Zar Alexander holte den Allgäuer nach St. Petersburg, um die dortige römisch-katholische Maltesergemeinde und die russisch-orthodoxe Kirche religiös aufzufrischen. Wieder gab es erneut Stunk. Die einen waren begeistert von seinen lebendigen und aufrüttelnden Predigten. Andere neideten ihm seinen geistlichen Erfolg. Zurück in Deutschland wechselt der katholische Priester die Konfession, wird evangelisch und Pfarrer in Berlin.
Weshalb über Gossner reden? Weil er die „Gossner Mission“ gründete: Handwerker und Theologen sendet er aus, um das Evangelium zu verkünden. Die wirtschaftliche Not der Menschen, Armut zu bekämpfen, steht ganz oben an. 1837 wurden die ersten christlichen „Entwicklungshelfer“ nach Australien ausgesandt. Indien, Nepal, Sambia, Uganda folgten.
Das, was hängengeblieben ist, steht nicht zuletzt im evangelischen Gesangbuch. Es ist das Lied „Segne und behüte uns durch Deine Güte, Herr erheb dein Angesicht über uns und gib uns Licht“. Ich habe es bei unseren Gottesdiensten in der Heppenheimer Heilig-Geist-Gemeinde oft gesungen, denn „schenk uns deinen Frieden alle Tag hienieden“ ist natürlich auch in der Adventszeit Programm . Das gilt selbstverständlich international, wie weltweit in der „Gossner Mission“, weil der 53-Jährige seine Friedensbitte und Gotteslob 1825 aus Russland mitbrachte.
Ich grüße Sie mit der adventlichen Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit!
Der Autor Dirk Römer ist Pfarrer im Ruhestand, lebt in Lorsch und war bis 2008 langjähriger Seelsorger der Heppenheimer Heilig-Geist-Kirchengemeinde.
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