Dekanat Bergstraße

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Neues Kirchenjahr

Eine Losung für neuen Lebensmut

bbiewPfarrer Dr. Steffen Bauer

Nach zweijähriger Coronapause hat das Evangelische Dekanat Bergstraße wieder am Vorabend des 1. Advents mit einem Gottesdienst und anschließendem Empfang das neue Kirchenjahr eingeläutet. In der Evangelischen Kirche Schwanheim legte der Leiter der Ehrenamtsakademie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Pfarrer Dr. Steffen Bauer die neue Jahreslosung aus. Sie stammt aus dem 1. Buch Mose und lautet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

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Diesen Satz sagt die schwangere Hagar, eine Sklavin, die vor ihrer tyrannischen Herrin geflohen ist, einsam in der Wüste festsitzt und dort von einem „Engel des Herrn“ angesprochen wird. Diesen Engel bezeichnete Pfarrer Bauer in seiner Predigt als „Anwalt der noch nicht geborenen Wirklichkeit“. „Es ist eine Mutmachgeschichte. Die Bibel lenkt unseren Blick auf die Verletzlichen. Gott sieht genau die, die aus dem Blick aller anderen verschwunden sind.“ Dadurch gewinne Hagar neuen Lebensmut. Das Leben werde zwar kein Zuckerschlecken, aber es bekomme eine Zukunft.

Kein Überwachungstyrann

Dr. Steffen Bauer wies zugleich die Deutung zurück, dass es sich bei dem Gott, „der mich sieht“, um einen Gott handele, „der alles sieht“, einen bespitzelnden Überwachungstyrann, der selbst die kleinsten Verfehlungen registriere. „Der Blick der Videoüberwachung will nur die Wirklichkeit sichern, ohne Möglichkeiten wahrzunehmen. Gottes Sehen hingegen befreit, bricht die bedrückenden Zwangslagen und öffnet die Zukunft. Wir können anders, wir können neu, weil Gott uns sieht.“

Eine Frau im Mittelpunkt

Die Hinwendung zu den Bedrückten und Verletzlichen ist nach den Worten von Steffen Bauer die Geschichte Jesus Christus, der niemanden aufgegeben habe und „jedem verlorene Schaf hinterherläuft.“ Als bemerkenswert bezeichnete es der Pfarrer, dass mit Hagar eine Frau im Mittelpunkt der Jahreslosung stehe und folgerte daraus: „Es gibt Hoffnung für unsere Kirche.“ Die Jahreslosung gilt für das gesamte Kirchenjahr, das anders als im säkularen Kalender am 1. Advent beginnt.

Erste Wahl

Die Präses des Evangelischen Dekanats Ute Gölz, die gemeinsam mit Dekan Arno Kreh, den Gottesdienst mitgestaltete, betonte, dass bislang stets die Starkenburger Pröpstin die Jahreslosung ausgelegt hatte. Steffen Bauer sei kein Ersatz, sondern für den Start ins neue Kirchenjahr die erste Wahl gewesen. Für das Orgelspiel der Dekanatskantorin Han Kyoung Park-Oelert spendeten die rund 100 Gottesdienstbesucher mehrfach Applaus. Die Kollekte des Gottesdienstes war für die Unterstützung von Menschen mit Behinderung in Tansania bestimmt. Mit der dortigen Moravian Church ist das Evangelische Dekanat seit mehr als 20 Jahren partnerschaftlich verbunden.

Grußworte

Für die katholische Kirche sprachen Pfarrer Christian Stamm und für den Landkreis Bergstraße Kreisbeigeordneter Philipp-Otto Vock Grußworte. Beide betonten, dass sich die Kirchen in einer Umbruchzeit befänden. Die Reformprozesse dürften nicht dazu führen, dass sie die Menschen nicht mehr in den Blick nähmen. Insofern sei die Jahreslosung auch ein gutes Leitwort für die ökumenische Zusammenarbeit.

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