Workshop für Kirchenvorstände
Zukunft der Kirche entscheidet sich in den Gemeinden
EKHN25.11.2021 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
screenshotDr. Steffen Bauer leitete den Workshop.„In den Gemeinden und Nachbarschaften wird sich entscheiden, wie und was Kirche sein soll“, sagte Bauer bei der Veranstaltung, die wegen der steigenden Infektionszahlen nicht wie geplant in der Bensheimer Stephanusgemeinde, sondern online stattfand.
Der Leiter der Ehrenamtsakademie bat die rund 40 zugeschalteten Kirchenvorsteher/innen eindringlich: „Nehmen Sie Kirchenaustritte nicht persönlich.“ Der Mitgliederverlust sei keine Besonderheit der Kirchen in Deutschland, die Entwicklung sei vielmehr in allen westlichen Ländern ähnlich. Dass die Bindung an Institutionen allgemein abnehme, zeige sich auch bei den Mitgliederverlusten etwa von Sportvereinen.
Geld nicht in Steine stecken
Bauer skizzierte die Entwicklung in den vergangenen 50 Jahren anhand der Mitgliederentwicklung. 1961 hätten 96,6 Prozent der Bevölkerung in Westdeutschland der evangelischen oder katholischen Kirche angehört. 2020 seien es noch 51 Prozent gewesen. Von 1950 bis 1980 seien 5500 evangelische Gemeindehäuser gebaut worden. „Jeden zweiten Tag eine Einweihung und das 30 Jahre lang“, so der Referent. Die EKHN habe sich in den letzten 10 Jahren von ca. 2 Prozent der Gebäude wieder trennen können, in der gleichen Zeit aber rund 15 Prozent der Gemeindeglieder verloren. „Wir sollten die Gelder nicht in den Erhalt von Steinen stecken“, forderte Bauer mit Blick auf den Zukunftsprozess ekhn2030.
Er sprach sich für die geplante und zum Teil schon etablierte Bildung von gemeindlichen Nachbarschaften, die gemeinsame Nutzung von Gebäuden, das Arbeiten in multiprofessionellen Teams aus Pfarrer/innen, Kirchenmusiker/innen und Gemeindepädagoginnen und –pädagogen und die im Zukunftsprozess ekhn2030 anvisierte Gemeinwesenorientierung aus. „Wir dürfen nicht warten, bis die Menschen zu uns kommen. Wir müssen auf sie zugehen“, betonte Bauer.
Gemeinsam auf dem Weg
Wie dies praktiziert werden könnte, machte er am Beispiel des vom Bergsträßer Dekanat organisierten Tauffestes deutlich. Nach den Statistiken lassen viele Alleinerziehende ihr Kind nicht taufen, „aus Scham“, wie Bauer meinte, vor der Gemeinde als „unvollständige Familie“ zu erscheinen. Bei einem Tauffest sei die Hemmschwelle deutlich geringer. Dies bestätigte Dekan Arno Kreh für die Taufen beim ersten Tauffest im August 2019 am Bensheimer Badesee. Eine Neuauflage wird es am 17. Juli 2022 wiederum am Bensheimer Badesee geben. Das Tauffest sei ein Wagnis gewesen, meinte der Bergsträßer Dekan. Er appellierte an die Kirchenvorsteher/innen, mutig Neues auszuprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass es scheitern könne. „Wenn wir uns von unserem Glauben stärken lassen, spüren wir, dass wir nicht allein sind“, so Arno Kreh.
Den Workshop beendete Steffen Bauer mit zahlreichen nützlichen Tipps für die Arbeit der Kirchenvorstände, etwa mit Verweis auf Mustervorlagen, Pfarrdienstordnung, Geschäftsordnung oder die von der Ehrenamtsakademie regelmäßig angebotenen Online-Sprechstunden.
Die neuen Kirchenvorstände sind seit dem 1. September im Amt. Von den 400 Gewählten sind im Dekanat Bergstraße 129 erstmals im Leitungsgremium ihrer jeweiligen Gemeinde.
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