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Vortrag und Ausstellung in Lampertheim

"Über Mannheim habe ich die Christbäume gesehen"

bbiewDie Zeitzeugin Anneliese Schuster war gefragte Gesprächspartnerin bei der Ausstellungseröffnung.

Im Lampertheimer Haus am Römer wird bis zum 15. Oktober die vom Evangelischen Dekanat Bergstraße konzipierte Ausstellung „Verstehen – Vergeben – Versöhnen“ gezeigt. Zur Eröffnung hielt Pfarrer Fritz Delp einen Vortrag über den Widerstandskämpfer Carlo Mierendorff.

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Mierendorff, der sich als 17jähriger als Kriegsfreiwilliger gemeldet hatte, kehrte desillusioniert und politisiert aus dem 1.Weltkrieg zurück, berichtete Fritz Delp. Der Wormser Pfarrer ist der Neffe des Jesuitenpaters und Widerstandskämpfers Alfred Delp, der nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 verhaftet und hingerichtet wurde. In der Weimarer Republik engagiert sich Mierendorff gegen Militarismus, Nationalismus und Antisemitismus. Aufgrund seiner wortgewaltigen Reden nennt ihn sein Freund, der Schriftsteller Carl Zuckmayer, „Herr Vielgeschrei“. 1928 wird er Pressesprecher des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner, 1930 Reichstagsabgeordneter. „Mit seinem rhetorischen Trommelfeuer gegen rechts wurde er zum Todfeind und meistgehassten Gegner des Nationalsozialismus“, so Fritz Delp. Die Nazis verhaften ihn 1933, erst 1938 wird er aus dem KZ Buchenwald entlassen. Mierendorff schließt sich dem Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke an. „Von jetzt an geht es nur noch aufwärts – entweder an die Macht oder an den Galgen“, zitiert Pfarrer Delp eine Aussage von Carlo Mierendorff. Dazu kommt es nicht. Carlo Mierendorff kommt am 4. Dezember 1943 bei einem Luftangriff auf Leipzig ums Leben.

Drei Zeitzeugen aus Lampertheim

Im Anschluss an den Vortrag wurde die Ausstellung „Verstehen – Vergeben – Versöhnen“ eröffnet. Sie porträtiert sechszehn Zeitzeugen aus der Region Bergstraße, die noch bewusste Erinnerungen an den 2. Weltkrieg haben. Bei ihnen handelt es sich vorwiegend um so genannte Kriegskinder der Jahrgänge 1925 bis 1940 und in drei Fällen um junge Erwachsene, die als Soldaten in den Krieg ziehen mussten. Zu den Porträtierten gehören mit Harald Frank, Renate Hinz und Anneliese Schuster auch drei Zeitzeugen aus Lampertheim, die gemeinsam mit Angehörigen zur Eröffnung gekommen waren.

Harald Frank, Jahrgang 1931, war in der Mannheimer Neckarstadt aufgewachsen und erinnert sich vor allem an die verheerenden Bombennächte. “Wir brauchten dort auch nachts im Grunde kein Licht. Es brannte lichterloh. Über der ganzen Stadt wurden Brandbomben abgeworfen und es blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Wenn wir nach Beendigung eines Fliegeralarms aus dem Hochbunker kamen, war uns nie klar, welches Haus noch steht und welches nicht.“

Anneliese Schuster lebte zu dieser Zeit in Lampertheim-Hüttenfeld und konnte von dort die Bombenangriffe beobachten. „In Hüttenfeld ist ein amerikanisches Flugzeug bei einer Feldscheune abgestürzt. Ansonsten hielten sich die Schäden in Grenzen. Aber über Mannheim habe ich die Christbäume gesehen. So wurden die Leuchtmarkierungen genannt, auf die die Luftangriffe folgten und fast die ganze Stadt in Trümmer legten.“

Renate Hinz war mit ihrer Mutter und ihrer Schwester 1945 aus Schlesien geflohen. Sie ist 1941 geboren, war im Krieg ein kleines Kind und dennoch hat sie nach eigenen Angaben Bilder im Kopf, die ihr klar vor Augen stehen. „Ich erinnere mich an den Schweinetrog. Das muss im Spreewald gewesen sein. Wir hatten so einen Hunger, dass wir die Kartoffelschalen, die für die Schweine bestimmt waren, gegessen haben.“ Die drei Lampertheimer Zeitzeugen standen im Zentrum des Interesses von Pressevertretern. Vor ihren Porträts wurden sie befragt und fotografiert.

Vortrag und Ausstellung sind Teil der Veranstaltungsreihe „Erinnern und Gedenken. 80 Jahre Friedensverantwortung“, zu der die Stadt Lampertheim, die Lukasgemeinde und das Evangelische Dekanat Bergstraße gemeinsam einladen. Am 14. Oktober wird Fritz Delp  in der Evangelischen Domkirche (19.30 Uhr) einen zweiten Vortrag über den Kreisauer Kreis und den Widerstand im Nationalsozialismus halten. Die Lukasgemeinde wird  Widerstand und Friedensverantwortung bei einem Gottesdienst am 3. November (10 Uhr) thematisieren.

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